Para Cross in Vladimir – wir kommen!
Der Kontakt zu russischen Para Cross Sportlerinnen und Sportlern wurde durch die Teilnahme von zwei Teams beim traditionellen österreichischen Para Cross in Freistadt vor einigen Jahren initiierte. Dieser Kontakt intensivierte sich, als sich in diesem Jahr eine Springerin und zwei Springer auf den Weg nach Freistadt machten. Diese Anreise rief große Bewunderung hervor, da Anastasiia Maltceva und Arsenii Rykov eine 24 stündige Zugreise von Perm, einer Stadt im Uralvorland, nach Moskau in Angriff nahmen, dort ins Auto von Sergey Balin stiegen und nach Freistadt fuhren. Dies gab uns Sportlern vom HFSC Freistadt die Verpflichtung, auch beim Para Cross in Russland teilzunehmen.
Freilich war unsere Anreise mit Flugzeug und anschließend mit Mietauto in die ca. 200 Kilometer östlich von Moskau gelegene Stadt Vladimir bequemer.
Vom 03. bis 07. September 2018 kämpften Teams aus verschiedenen Gebieten Russlands und ein Team aus Österreich in den Para Cross Sportarten Fallschirm-zielspringen, Orientierungslauf und Schießen um Medaillen und Pokale. Die Teilnahme an den zwei zusätzlichen Disziplinen 100 Meter Schwimmen Freistil und 3000 Meter Cross-Lauf waren nur für die einheimischen Sportlerinnen und Sportler vorgesehen und für uns Österreicher optional. Selbstverständlich zögerten wir keinen Augenblick und meldeten uns für das „volle Programm“.
Das Team des HFSC – Freistadt vertrat Österreich
Das österreichische Team bildeten die Sportler Torald Egger, Stefan Seidl, Gernot Alic und Mannschaftsführerin und Dolmetsch Natalia Egger. Auf Grund der Terminkollision mit dem Weltcup Series-Bewerb in Thalgau war es den Springerinnen und Springern vom HSV Red Bull Salzburg leider nicht möglich, an diesem Para Cross teilzunehmen. Laut Veranstalter waren auch Teams aus der Schweiz, aus Kasachstan und Weißrussland angekündigt, die aber die Teilnahme kurzfristig absagten. Das einzige ausländische Team bildeten somit die Sportler des HFSC Freistadt. Damit wurde dieses Para Cross entsprechend aufgewertet.
Die Wettbewerbe in den Einzeldisziplinen
Am Montag um 12 Uhr trafen sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Anmeldung und um 15 Uhr war Abfahrt zu einer zweistündigen Busfahrt zur Schießstätte. Daher reichte die Zeit, während der Fahrt die Auslosung vorzunehmen und bezüglich des Schießablaufs Informationen zu geben.
Schießen
Auch wenn beim Schießen, gleich wie in Österreich, die Anforderungen 50 Meter liegend frei, 5 Probeschüsse, 20 Wertungsschüsse in 20 Minuten an die Sportlerinnen und Sportler gestellt wurden, so war der Schießplatz und vor allem der stärkere Abzug der Kleinkalibergewehre gewöhnungsbedürftig. Trotzdem konnte Gernot Alic als dritter und das Team aus Österreich als zweiter den Schießplatz verlassen, sodass der erste Wettbewerbstag für das HFSC-Freistadt-Team erfolgreich zu Ende ging.
Schwimmen
Der Dienstag hatte es in sich, da am Vormittag 100 Meter Freistil-Schwimmen und nachmittags Zielspringen auf dem Programm stand. Neben der Schwimmhalle auf einem kleinen Sportplatz wurde der erste russische Para Cross Bewerb mit einer kleinen Feier eröffnet. Die Gemütlichkeit dieses Tagesbeginns änderte sich aber spätestens auf den Startsockeln des 25-Meter-Beckens. Hier konnten die Leistungen der russischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer honoriert werden, deren Training sichtlich Früchte getragen hatte. Die Uhr zeigte eine Bestzeit von 1:03:83. Zum Vergleich schlug Gernot Alic als bester Schwimmer des Österreichteams bei 1:28:18 an.
Fallschirmzielspringen
Nach kurzer Erholungsphase wurde die Antonov 2 für den Sprungbetrieb einsatzbereit gemacht, sodass am Nachmittag vier der fünf Sprünge bei schwierigen wechselnden Windverhältnissen absolviert werden konnten. Zeitig am Mittwochmorgen, dem dritten Tag des Para Cross´, verließen die ersten Springer wieder das Flugzeug in knapp 1000 Meter Höhe über Grund, sodass das gesamte Teilnehmerfeld den Sprungbewerb noch am späten Vormittag beendete.
Auch wenn Gernot Alic mit insgesamt 15 Zentimeter Abweichung als bester seines Teams nicht zufrieden sein konnte, gab es für die Gesamtwertung nur geringe Punkteabzüge. Der zweite Teamrang im Sprungbewerb spiegelt aber auch die guten Leistungen von Torald Egger, der mit einem Nullsprung seinen 2. Rang bei der dies-jährigen ÖO Landesmeisterschaft bestätigte und vor allem von Nachwuchsspringer Stefan Seidl, der vier ausgezeichnete Sprünge mit geringen Abweichungen landete und sich damit für zukünftige internationale Sprungbewerbe empfahl.
3000 Meter Cross-Lauf
Am Nachmittag stand der 3000 Meterlauf auf dem Programm, der für 15 Uhr angesetzt war und auf einem Schotterweg stattfinden sollte. Die zu erwartende Staub-entwicklung veranlasste die Organisation kurzerhand, die Laufstrecke zu verlegen, und zwar auf die Landebahn des Flugplatzes. Allerdings musste die Startzeit um zwei Stunden verschoben werden, da sich noch die Landung eines Flugzeugs ankündigte. Wir Sportlerinnen und Sportler waren darüber sehr froh, da sich die Hitze des Tages abkühlte und zum verschobenen Laufstart angenehme Temperaturen vorherrschten.
Auch hier zeigte sich die Trainings-überlegenheit der russischen Sport-lerinnen und Sportler. Der beste Läufer des österreichischen Teams, Stefan Seidl, absolvierte die 4 Mal 750 Meter in einer Zeit von 13.14.7. Die Bestzeit von 09.50.2 von Sergey Balin verdeutlicht die Überlegenheit der Gastgeberteams auch in dieser Disziplin.
Nachdem Schwimmen und 3000 Meter-Lauf nicht zum eigentlichen Para Cross zählten, wurde die Aufmerksamkeit auf den abschließenden Orientierungslauf am nächsten Tag gerichtet.
Orientierungslauf
Um 10 Uhr eröffnete am Donnerstagmorgen die erste Läuferin den ca. 6 Kilometer langen, mit 12 Posten gespickten Orientierungslauf. Der mit Zelt und Lautsprecheranlage ausgestattete Start-Zielbereich sorgte bei uns für Staunen. Die Musik konnte weit in den Pinienwald mit sandigem Boden gehört werden. Die uns bekannten Hügel und Taleinschnitte aus dem Mühlviertel mit abwechslungsreicher Vegetation und Geländevariationen konnten hier nicht gefunden werden. Trotzdem mussten die österreichischen Teilnehmer mit einigen Tücken, die die Wege so mit sich führten, zurechtkommen. Vor allem der zweite Posten hatte es in sich. Eine falsche Laufentscheidung von Gernot Alic kostete dort wertvolle Zeit, die einen Podiumsplatz in der Gesamtwertung zunichtemachte. Auch Orientierungsfehler von Stefan Seidl und Torald Egger führten dazu, dass sich die russischen Teams im OL behaupten konnten.
Ergebnisse und Erfahrungen
Die ersten drei Plätze in der Gesamtwertung holten sich allesamt einheimische Mannschaften, sodass die schönen Pokale und Medaillen Russland leider nicht verließen.
Der 5. Rang von Gernot Alic, bzw. die Ränge 17 und 18 von Stefan Seidl und Torald Egger sind Auftrag und Motivation, sich beim nächstjährigen Para Cross im heimatlichen Freistadt von der besten Seite zu präsentieren. Auch wenn der Altersunterschied beträchtlich war, so zeigt der 6. Rang in der Teamwertung aber die mög-lichen Chancen, auch gegen die ausgezeichneten Sportlerinnen und Sportler aus Russland bestehen zu können.
Ein Tag in Moskau
Nach anstrengenden und nervenaufreibenden Bewerben verblieb noch ein freier Tag vor der Rückreise nach Österreich. Am Samstag früh machte sich das HFSC-Freistadt-Team daher auf den Weg nach Moskau, um das festgelegte Minimalziel, die Besichtigung des „Roten Platzes“, zu erreichen. Dieses Ziel konnte rasch abgehakt werden, sodass danach Zeit bei einem Nachmittagsimbiss genossen werden konnte. Dabei stieß Sergey dazu, der nachfolgend als Fremdenführer zur Verfügung stand. Die verschiedenen wunderschönen Stationen der Metro versetzten uns in Staunen und Begeisterung. Kurze Zeit später konnte ein Schiff für die letzte Fahrt des Tages bestiegen werden, das uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Moskaus vor Augen führte. Diese Sightseeing-Tour durfte das Team bei Abenddämmerung erleben, sodass viel mehr von Moskau bestaunt werden konnte, als eigentlich geplant war. Ein großes DANKE an Sergey Balin! Nach einem gemeinsamen Abendessen und einer herzlichen Verabschiedung trennten sich unsere Wege in der Metro Moskaus.
Para Cross mit Zukunft
Durch die Angleichung der Disziplinen an das „Freistädter Para Cross“ mit Zielspringen, Orientierungslauf und Schießen ist eine Ausweitung des Para Cross Sports möglich, sodass eine Entwicklung hin zu größeren internationalen Bewerben erkennbar ist, die auch wieder Veranstalter in verschiedenen Ländern, wie Schweiz oder Deutschland animieren sollen. Jedenfalls kündigten die russischen Sportlerinnen und Sportler an, mit einer größeren Delegation am nächstjährigen Para Cross in Freistadt teilzu-nehmen.
Für uns gilt es jetzt die Werbetrommel zu rühren, um auch Teams aus verschiedenen Nationen die Teilnahme am Para Cross schmackhaft zu machenden. Die damit in Verbindung stehende notwendige Intensivierung des Trainingsaufwands in allen Disziplinen wird für uns österreichische Para Cross Sportlerinnen und Sportler ins Bewusstsein rücken müssen, um gegen die unweigerlich stärker werdende Konkurrenz bestehen zu können. Aber diese Herausforderung nehmen wir mit viel Motivation in Angriff.
Wir sehen uns beim Para Cross 2019 in Freistadt